6. Januar 2010

Nachhaltiges Investment

Was wirklich fürs nächste Jahrzehnt zählt

Es gibt enorme Chancen für Unternehmen durch sparsame Verwendung von Ressourcen und Energie Wettbewerbsvorteile zu erzielen und wachsende Umsätze durch Produkte, Technologien und Dienstleistungen zu erzielen, die benötigt werden um unsere Gesellschaft im Sinne der Nachhaltigkeit umzugestalten. Wir sind überzeugt, dass die Orientierung von Unternehmen und Investments in Richtung Nachhaltigkeit alternativlos ist und dass solchen Unternehmen, die sich strategisch nachhaltig positionieren anstatt nur "Greenwashing“ zu betreiben im 21. Jahrhundert eine Blütezeit bevorsteht. Die zehn wichtigsten Erkenntnisse zum nachhaltigen Investment: 

1. Die Unvermeidlichkeit ökologischer Grenzen
Die Unvermeidlichkeit ökologischer Grenzen ist keine ethische Kategorie. Es geht nicht darum geht, ob Unternehmen „etwas für den Umweltschutz übrig haben“, sondern, ob sie diese als Grundlage ihrer eigenen wirtschaftlichen Existenz anerkennen. Mit den ökolo-gischen Grenzen umzugehen ist die wichtigste unternehmerische Herausforderung des 21. Jahrhunderts. „Greenwashing“ hat keinen Platz in einem Unternehmen, das seine eigene Existenz auf Dauer sichern will. Es ist völlig irrelevant, ob ein Unternehmen als umwelt-freundlich wahrgenommen werden möchte oder ob es sich ökologischer Nachhaltigkeit „verpflichtet fühlt“. Das einzige was zählt ist, dass ein Unternehmen die Herausforderung und auch die Chance versteht, die mit ökologischen Grenzen verbunden sind und entsprechend handelt.
2. Die Kosten des Klimawandels sind real
Die Destabilisierung des Klimas gehört zu den größten ökologischen Risiken und die Kosten, die damit verbunden sind zählen zu den größten Risiken für Investoren. Investoren sollten sich deshalb auf solche Unternehmen konzentrieren, welche direkt oder indirekt an der Verminderungen von Treibhausgas-Emissionen mitwirken. Das gilt sinngemäß natürlich auch für die Vermeidung anderer Umweltschäden und die Kosten, die damit zusammenhängen. Diese Konzentration dürfte sich als erfolgreicher erweisen, als Index-Investments, die auf globales Wachstum setzen.
3. Geschäftsmodelle beachten
Unternehmen müssen ihre Geschäftsmodelle anpassen, um Wettbewerbsvorteile innerhalb ökologischer Grenzen zu erzielen. Sie müssen sich proaktiv mit den Realitäten auseinander-setzen, die dem „business as usual“ zunehmend Grenzen setzen. Positive Geschäftsmodelle orientieren sich stärker an Dienstleistungen und Wiederverwertung als an Materialumsatz. Das gilt insbesondere für den Mobilitäts-Sektor.
4. Den Umsatz verfolgen
Um den Unterschied zwischen grüner Rhetorik und realem Handeln herauszufinden müssen sich Investoren die Umsätze des Unternehmens anzuschauen. Nur wenn Unternehmen einen wachsenden Anteil des Umsatzes aus ökologisch überlegenen Produktlinien, erneuerbaren Energien, innovativen Mobilitäts- und Transport-Strategien und effizienter Nutzung von Ressourcen gewinnen werden sie auf Dauer Bestand haben.
5. Nachhaltigkeit als Teil der Finanzanalyse
Die Finanzanalyse muss komplexe ökologische und soziale Themen integrieren. Letztlich basieren Finanzanalysen auf Destillaten gebündelter Unternehmensentscheidungen, die im Kontext komplexen menschlichen Verhaltens getroffen werden. Entgegen der klassischen ökonomischen Theorie und bestätigt durch neuere Forschungen zum wirtschaftlichen Verhalten ist dieses durchaus nicht immer rational und auch nicht nur durch einen einzigen Faktor bestimmt. Wir als Menschen sind komplex, Unternehmen sind komplex und auch finanzieller Erfolg ist komplex. Deshalb müssen bei der Bewertung von Unternehmen alle Faktoren berücksichtigt werden, welche den wirtschaftlichen Erfolg bestimmen, nicht nur kurzfristige Bilanzkennzahlen.
6. Qualitative Analyse geht mit langfristigem Investment einher
Insbesondere langfristig orientierte Investoren müssen mehr Zeit für das Verständnis und die komplexe Analyse von Unternehmen aufwenden, bevor sie in solche Unternehmen investieren. Die Fixierung auf möglichst kostengünstige Investments ist deshalb ein Irrweg. Ein einfacher und einigermaßen zuverlässiger Weg herauszufinden, ob das Fondsmanage-ment tatsächlich die eigene Rhetorik langfristiger Investmentorientierung befolgt ist die Haltedauer einzelner Positionen. Langfristig orientiertes Fondsmanagement tendiert dazu, die Umsatzraten von Einzelpositionen möglichst gering zu halten.
7. Es gibt keine Zentralbank für natürliche Ressourcen
Während sich die Finanzkrise entfaltete und selbst riesige Finanzinstitute zusammenbrachen begannen Zentralbanken damit „Geld zu drucken“ um die Wirtschaft wieder in Fahrt zu bringen. Die Ausgabe von „billigem Geld“ und die Ausweitung der Staatsverschuldung werden für Universallösungen gehalten, um „den Karren wieder flott zu kriegen“. Unglück-licherweise gibt es keine Ersatz-Ökosysteme von denen wir uns weitere ökologische Kapazitäten leihen können.
8. Bewusstsein und nachhaltiges Investment nehmen zu
Die zunehmende wissenschaftliche Bestätigung ökologischer Entwicklungen für die der globale Klimawandel beispielhaft steht, die zunehmende öffentliche Anerkennung der Realität durch politische Entscheidungsträger (unabhängig von Defiziten in den daraus folgenden Konsequenzen) und eine breite öffentliche Debatte, an der auch Wirtschaftunternehmen beteiligt sind tragen zu einem stetigen Umsteuern in Richtung nachhaltig orientierter Investitionsentscheidungen bei. Das gilt insbesondere auch für die letzten Krisenjahre, in denen sich der Umfang nachhaltiger Investments als deutlich stabiler erwiesen hat.
9. Vater weiß es nicht immer besser
Ein für allemal müssen wir uns von der überkommenen Vorstellung verabschieden, dass ein paar alte Herren in der Wallstreet im Grunde genommen am besten wissen, wo es lang geht. Die fundamentalen wirtschaftlichen Annahmen, welche die die klassischen Risiko-Rendite-Betrachtungen der Wall-Street (und deren Anhänger hierzulande) beherrschen haben sich seit Ende des zweiten Weltkrieges kaum geändert – die Welt, in der wir heute leben ist aber mit einer Reihe ganz neuer Risiken und Chancen konfrontiert. Es wird Zeit auf Mutter Erde zu hören.
10. Zukunft ist jetzt
Ökologische Grenzen offenbaren sich nicht irgendwann einmal. Sie waren schon gestern da und sie zeigen sich heute immer deutlicher. Es ist bereits zu spät, den Klimawandel aufzuhalten. Trotz tausender engagierter Organisationen und Einzelpersonen, die sich den destruktiven Entwicklungen entgegenstellen: Es geht nur noch darum, die Entwicklung „weniger schlimm“ bzw. „weniger katastrophal „ zu machen. Das klingt negativ – aber es macht keinen Sinn, sich der Wahrheit zu verschließen. Aus Investorensicht können wir es uns nicht erlauben die Wahrheit zu leugnen oder in der wagen Hoffnung zu agieren, dass sich schon noch technologische Lösungen für die Probleme finden werden. Investmentstrategien müssen ökologische Chancen aber auch Risiken managen.

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